Parken in Frohnau

Parken ist schwer, nicht nur in Frohnau, aber dort auch und zwar ziemlich arg. Was haben sich die Herren Professoren Brix und Genzmer nur gedacht, als sie die Gartenstadt planten? Und wie konnte Donnersmarcks Berliner Terrain Centrale diesen Herren für ihren Entwurf auch noch einen Preis verleihen und den Plan in die Tat umsetzen?! Das war in der Tat eine Missetat. Als ob es damals noch keine Automobile gegeben hätte! Schöne Alleen, breite Bürgersteige, schmucke Plätze – damit ist es doch nicht getan! An Parks haben sie gedacht, die Herren Professoren und natürlich auch der Herr Lesser, aber an Parkplätze? Wohin, bitteschön, sollten die Gartenstädter ihre Autos stellen?

Na schön, damals gab es noch nicht so viele von diesen Motorkutschen. Und vielleicht glaubten die genannten Herren, dass sie vor den paar Autos keine Angst zu haben brauchten. Ganz schön naiv. Schließlich war einmal daran gedacht, in Frohnau 30.000 Menschen anzusiedeln. Man muss doch an die Zukunft denken, wenn man solch eine Gartenstadt plant! Wie bitte, ein Bahnhof in der Mitte des Ortes? Tolle Idee! Wenn man schon will, dass sich in Frohnau möglichst wohlhabende Menschen niederlassen, dann kann man doch nicht annehmen, dass die Zeit ihres Lebens mit der Bahn fahren würden. Aber selbst wenn – wie kommt man zum Bahnhof? Etwa zu Fuß? Unzumutbar.

Apropos Bahnhof. Die Nordbahn war schon da, als Frohnau geplant wurde. Also musste der Ort aus zwei Hälften bestehen. Und was tun die Herren Professoren, um die beiden Hälften zu verbinden? Sehr wenig. Gerade einmal ein niveaugleicher Bahnübergang mit Schranke sollte die Ostfrohnauer und die Westfrohnauer zusammenführen. Ein Nadelöhr für den Autoverkehr der Zukunft, wie es hinterhältiger kaum geplant werden konnte. Und ein Nadelöhr blieb es, selbst als der Bahnübergang durch eine Brücke ersetzt wurde. Keine Zukunftsvision, meine Herren! Eher eine Horrorvision! So haben wir Heutigen den Salat. Wir werden von den hiesigen Geschäftsleuten gebeten, bedrängt, belatschert, doch bitte schön in Frohnau zu kaufen, „weil’s da alles gibt“. Aber wie können wir denn, wenn’s zwar alles gibt, nur keine Parkplätze? Die ganze Strecke laufen und die Einkäufe nach Hause schleppen? So geht es nicht, bei allem guten Willen.

Natürlich haben wir uns inzwischen zu helfen gewusst und die Bürgersteige zu Parkplätzen gemacht. Einfach war das ja nicht, denn da wachsen auch noch Bäume. Zwar hat man inzwischen deren Reihen gelichtet, aber es sind immer noch welche da. Und sogar neue werden gepflanzt – aus reiner Schikane! Und dann der Rinnstein. Immer wieder rauf auf den Bürgersteig und über die Bordsteinkante – das ist das reinste Gift für die Reifen. Auch so manche freiliegende Wurzel nagt an den Pneus.

Liegt es nun nicht nahe, die Plätze am Bahnhof ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen? Nein, nicht untertunneln, wie es irgendwelche Verrückte einmal vorgeschlagen haben. Dafür ist schon lange kein Geld mehr da. Aus Kindern werden Leute und aus Plätzen werden Parkplätze, das ist der natürliche Lauf der Dinge. Also weg mit dem Gestrüpp, den Wiesen! Da spielen doch nur Jugendliche herum, die nichts als Unsinn im Sinn haben. Weg mit dem ganzen Grünzeug und her mit den Pflastersteinen und dem Asphalt. Es wäre doch gelacht, wenn man da nicht zwei wunderschöne saubere funktionstüchtige Parkplätze bauen könnte. Was meinen Sie, wie viele Autos dort Platz hätten!

Wie bitte, Sie sind dagegen? Sie haben wohl Mitleid mit der Natur? Wie rührselig! Wohl ein Grüner, wie? Als ob es nicht schon viel zu viel Grün in Frohnau gäbe. Das ist es nicht? Was also stört Sie an der Idee? Von diesen Parkplätzen wäre es zu weit bis zu den Geschäften? Ach, du meine Güte. Daran habe ich gar nicht gedacht. Tja, dann bleibt wohl nichts weiter übrig, als die Bürgersteige ganz und gar zu Parkplätzen zu machen. Sollen die Fußgänger doch auf der Straße gehen. Auf den Bürgersteigen stören sie ohnehin bloß.